Wie im letzten Eintrag angekündigt, haben wir uns am 25. Mai auf den Weg nach Kambodscha gemacht. Die Fahrt dauerte etwa 8 Stunden und kostete umgerechnet etwa 18€, was für hiesige Verhältnisse fast schon viel ist. Allerdings landeten wir dafür auch, ohne es vorher zu wissen, in einem First Class Reisebus. Drei Getränke, eine Art Muffin und ein warmes Mittagessen gehörten ebenso zur Ausstattung wie die wahrscheinlich größte Beinfreiheit, die wir jemals in einem Transportmittel erlebt haben.
Bis zur Grenze verlief die Fahrt recht angenehm und ruhig, der Grenzübergang dort gestaltete sich dann etwas abenteuerlich. Zunächst wurden wir schon im Bus mit kleinen Umhängekärtchen ausgestattet, auf denen der Warteort des Busses notiert war. Außerdem erklärte unser Fahrer mehrmals deutlich das Vorgehen an der Grenze.
- Ausreise aus Thailand (Pass stempeln)
- Visum für Kambodscha holen
- Einreise nach Kambodscha (Pass stempeln)
- Zurück zum Bus kommen
Für das Prozedere wurde uns eine Stunde Zeit eingeräumt, nach der der Bus weiterfahren würde. Da wir uns im Vorfeld schon ein elektronisches Visum im Internet besorgt hatten und diesen Schritt deshalb überspringen konnten, schien uns die Zeit großzügig bemessen. Nachdem wir aus dem Bus ausgestiegen waren, umschwirrten uns direkt mehrere eifrige, offiziell aussehende Herren, die unsere Pässe kontrollierten und uns zur Visumsausgabe lotsen wollten. Nach einigen Kommunikationsschwierigkeiten konnten wir ihnen aber klar machen, dass wir kein Visum mehr benötigten und wurden zur Ausreise verwiesen. Ob es sich bei den Herren überhaupt um offizielle Grenzbeamte handelte, können wir auch im Nachhinein nicht mit Sicherheit sagen. Durch unseren Reiseführer waren wir bereits darauf vorbereitet, dass es an diesem Grenzübergang nicht selten zu Betrugsversuchen mit überteuerten Visa kommt und tatsächlich berichteten auch mehrere Mitreisende später davon, dass sie einen höheren Betrag hatten zahlen sollen. Ausgestattet mit unserem eVisum und unserem Reisepass verließen wir dann auch recht zügig Thailand, nur um uns direkt danach in einem skurrilen Niemandsland wiederzufinden. Der Bereich zwischen den Grenzen ist prall gefüllt mit Duty-Free-Shops, Casinos und allerlei fahrenden Verkaufsständen.
Hinter dem oben zu sehenden, recht beeindruckenden Grenzübergang selbst zog sich dieser Niemandsstreifen noch mehrere hundert Meter weiter, bis wir endlich die Schalter zur Einreise nach Kambodscha fanden. Inklusive der dortigen Wartezeit kamen wir nur knapp unter der angepeilten Stunde wieder bei unserem Reisebus an und gehörten damit noch zu den Ersten. Anders als vorher angedroht, fuhr der Bus aber natürlich nicht einfach weiter sondern wartete, bis auch der letzte Fahrgast wieder an Bord war.
Während der weiteren Fahrt stellten wir schnell recht deutliche Unterschiede zwischen Kambodscha und Thailand fest. Zwarq gab es auch in Bangkok schon sehr viele Mofas, doch werden diese in Kambodscha als universelles Transportmittel eingesetzt. Die allgegenwärtigen kleinen Motorrikschas, "Tuk Tuk" genannt, sind hier keine feste Einheit aus Fahrerkabine und Passagierbank, sondern bestehen aus Anhängern, die an ein normales Mofa gespannt werden. Bis zu vier Personen passen in so ein Gefährt und somit ist es nicht unüblich, dass ein Mofa in Kambodscha inklusive Fahrer fünf Personen gleichzeitig transportiert. Damit ist aber keinesfalls das Ende der Fahnenstange erreicht. Mofas lassen sich vorzüglich mit jeglicher Art von Anhänger kombinieren und können so bergeweise Früchte, Baumstämme oder andere Güter transportieren. Selbst ohne Anhänger ist es offensichtlich möglich, ganze drei Schweine (vermutlich nicht mehr am Leben) zusätzlich zum Fahrer unterzubringen.
Ein anderer deutlicher Unterschied ist die Landschaft. Etwa 90% der Bevölkerung sind Bauern und so war unsere Straße recht häufig bis zum Horizont links und rechts von Feldern gesäumt. Auf Grund der gerade endenden Trockenzeit sind diese entsprechend ausgetrocknet, wodurch eine rötlich-braune Staubschicht allgegenwärtig ist.
Unsere Busfahrt endete schließlich nicht an einem großen Bahnhof sondern vor dem Büro der Reiseagentur, was uns erstmal einen gehörigen Kulturschock bescherte. Die Straße war dort eher ein verdichteter Sandweg, gesäumt von einfachen Wohnhäusern, die in einem krassen Gegensatz zum sehr westlich geprägten Bangkok steht, das wir bisher kennen gelernt haben. Da sich unser Hostel einen entspannten Fußmarsch entfernt befand machten wir uns auf eigene Faust auf den Weg dorthin, statt den kostenlosen Abholservice in Anspruch zu nehmen, und konnten so noch ein wenig mehr Eindrücke von der Umgebung gewinnen. Rückblickend scheinen wir tatsächlich im einfachsten Stadtteil gelandet zu sein, denn alles weitere, was wir von Siem Reap kennen gelernt haben ist doch wesentlich städtischer und hat uns alles in allem ziemlich gut gefallen. Da dieser Eintrag aber auch so schon lang genug geworden ist, werden wir euch davon ein anderes Mal erzählen.