Nach 11 Tagen auf Reise (und damit schon knapp 10% unser Gesamtzeit) stellen wir fest, dass es sich doch als schwierig gestaltet, zwischendurch Zeit zum Bloggen zu finden. Da wir gerade in einem Bus sitzen (der in Zukunft sicher auch noch Erwähnung in diesem Blog finden wird), nutzen wir die Gelegenheit, um euch von unserer Zeit in Siem Reap zu erzählen.
Siem Reap, den Ortsnamen hat vermutlich noch niemand gehört. Wenn man stattdessen aber Angkor Wat sagt, kommt das hoffentlich dem ein oder anderen etwas bekannter vor, handelt es sich dabei doch um eines der neuen Weltwunder. Für sich genommen ist Angkor Wat schon die größte religiöse Stätte weltweit, im so genannten archäologischen Park Angkor stehen Interessierten aber noch hunderte weitere Tempel zur Besichtigung offen, so dass ein Besuch in der Gegend wohl in den aller seltensten Fällen nur den einen bekannten Tempel beinhaltet. Tickets für den archäologischen Park können für einen, drei, oder sieben Tage erworben werden. Wir haben uns für die beliebte 3-Tages-Option entschieden, die mit 40 US Dollar (aktuell knapp 36€) zu Buche schlägt.
Die Angabe in US-Dollar ist nicht etwa eine Ausnahme, weil es sich hier um eine Touristenhochburg handelt. Vielmehr ist der Dollar eine Art zweite Landeswährung und jegliche Zahlung kann sowohl in Dollar, als auch im lokalen Riel getätigt werden. Nicht selten bekommt man Wechselgeld einer in Dollar getätigten Zahlung auch in Riel wieder, vor allem bei Beträgen unterhalb von einem Dollar wird die lokale Währung genutzt, so dass man hier völlig ohne Münzen auskommt und stattdessen ein prall gefülltes Scheinfach im Portmonee hat (die kleinste Banknote, die uns unterkommen ist, hatte einen Wert von 100 Riel, umgerechnet ca. 3 Eurocent).
Bevor man sich in Tempelbesichtigungen stürzen und wie Indiana Jones fühlen kann, müssen zunächst aber zwei wichtige Fragen geklärt werden:
- Was will man sich überhaupt anschauen (alles ist unmöglich schaffbar)
- und wie kommt man da überhaupt hin?
Die erste Frage zu beantworten, hat uns sicherlich einige Stunden Zeit gekostet. Glücklicherweise gibt es in den verschiedensten Reiseführern, Informationsheftchen und auf Webseiten zahlreiche Vorschläge, wie man einen Drei-Tages-Aufenthalt gestalten kann und darauf aufbauend haben wir uns unsere Tagesplanung zusammengestellt. Mit dieser bewaffnet, konnten wir den zweiten Punkt angehen: die Fortbewegung. Die meisten Tempel liegen in einem Gebiet etwa 10km außerhalb der Stadt. Das Areal ist allerdings so weitläufig, dass ein Rundkurs, der die wichtigsten Tempel abdeckt, schon problemlos 30km Strecke beinhaltet. Da auch innerhalb der einzelnen Stätten selbst noch einmal viele Kilometer Fußmarsch dazu kommen, ist es ratsam, sich ein Tuk-Tuk mit Fahrer für einen ganzen Tag zu mieten. Hat man etwas kleinere Touren vor, können auch Fahrräder gemietet werden.
Glücklicherweise bot unser Hostel (das bereits erwähnte HI Siem Reap Deluxe) die Buchung eines Fahrers über die Rezeption an, so dass wir uns nicht selbst auf die Suche machen mussten. Für unseren ersten Tag wurden $25 veranschlagt, dafür wurden wir zu allen von uns ausgesuchten Zielen gefahren und konnten dort so viel Zeit verbringen, wie wir wollten, während der Fahrer es sich in einer kleinen Hängematte im Tuk Tuk gemütlich machte.
Zuerst haben wir uns drei Tempel der Roluos-Gruppe angesehen, eine etwas abseits liegende Ansammlung von Bauten, die ca. zwischen dem Jahr 900 und 1000 errichtet wurden. Auf Grund des hohen Alters ist der Verfall hier teilweise sehr hoch, es war aber trotzdem spannend zu sehen, wie eindrucksvoll und verziert bereits in dieser Zeit gebaut werden konnte. Grundsätzlich lässt sich über die Tempel in der Angkor-Region sagen, dass jeder Herrscher immer größer und pompöser bauen wollte als sein Vorgänger, so dass die Roluos-Gruppe einen vergleichsweise bescheidenen Einstieg in unsere Tempeltour bot. Danach fuhren wir mit unserem Fahrer entlang des "Big Circuit", einem ausgeschriebenen Rundweg, der die Highlights der äußeren Tempelanlagen abdeckt. Auch wenn wir zu Beginn des Rundwegs etwas skeptisch waren, ob man sich bei immer und immer neuen Tempeln nicht irgendwann langweilt so mussten wir doch feststellen, dass jede Anlage wieder ganz anders war und neue Entdeckungen bot. Rückblickend war die Kombination aus Roluos und Big Circuit der längste und anstrengendste Tag, für den Einstieg in eine drei Tagestour aber auch definitiv die richtige Kombination.
Am zweiten Tag stand der "Small Circuit" auf dem Programm, der an den Highlights der Angkor-Tempel entlang führt. Für 5€ Aufpreis (insgesamt 18€) wurden wir schon zu Sonnenaufgang zum Eingang von Angkor Wat gefahren, und konnten dort beobachten, wie die Sonne hinter den berühmten Türmen der Tempelanlage aufsteigt. Nach einem Rundgang durch den Rest des Geländes ging es weiter zum nächsten Tempel. Der vielleicht noch mit am besten bekannte Tempel des Tages war Ta Phrom, einer der Drehorte von Tomb Raider, der sich sehr von den anderen Tempeln unterscheidet. Das liegt daran, dass die Archäologen-Teams hier nicht versucht haben, soviel wie möglich zu restaurieren und wieder aufzubauen, sondern den Tempel in dem Zustand belassen haben, in dem sie ihn zur Entdeckung vorfanden. Vor Ort haben wir dann auch den Grund dafür vorgefunden: der Tempel wurde völlig vom Dschungel vereinnahmt. Überall waren verschlungene, dicke Wurzeln am Mauerwerk verankert und Bäume und Sträucher wuchsen auf und in den ehemaligen Gebäuden. Das alles trägt zu einer sehr mystischen und abenteuerlichen Atmosphäre bei, sodass dies wirklich ein ganz besonderes Erlebnis für uns war. An diesem Tag haben wir uns das Tuk Tuk übrigens mit einer Australierin geteilt, die wir im Hostel kennengelernt haben. Als wir am späten Nachmittag von unserer Tour zurückkamen, beschlossen wir, dass wir uns eine kleine Erholung verdient hatten und am nächsten Tag eine Pause von den Tempeln machen wollten. Dies ist möglich, da das Drei-Tages-Ticket an beliebigen Tagen innerhalb einer Woche genutzt werden kann. So lagen wir dann also komplett im hosteleigenen Pool oder haben uns ein bisschen von der Sonne versteckt, weil wir uns in der südostasiatischen Sonne trotz Lichtschutzfaktor 50 an manchen Stellen leicht verbrannt haben.
Den dritten Tag unseres Angkor-Passes haben wir für einen eher abgelegenen Tempel genutzt, der den Beinamen "Frauentempel" trägt. Der Name stammt wohl von einer Mischung aus einem Übersetzungsfehler und der Tatsache, dass dort so filigrane Verzierungen in den Stein gehauen wurden, dass diese nur von Frauenhänden gefertigt worden sein könnten. So die halb-offizielle Erklärung, die man an diversen Stellen vorfindet ;).
An diesem Abend haben wir uns dann entschieden, am nächsten Morgen Richtung Battambang aufzubrechen, da wir schon 6 Nächte in Siem Reap waren und ja noch einige weitere coole Orte auf dem Plan stehen. Von Battambang gibt es dann im nächsten Blogpost mehr, dieser ist ja inzwischen auch schon wieder lang genug ;).
P.S.: Für den ein oder anderen ist die (englischsprachige) Dokumentation "Jungle Atlantis" sicher von Interesse. Wir haben den ersten Teil gerade beendet und haben selbst viele neue interessante Eindrücke bekommen.
P.P.S.: Seid verantwortungsvoll und reitet niemals, niemals (!) auf einem Elefanten durch Angkor (und auch sonst fast nirgendwo), egal wie aufregend das auch wirken mag (trauriger Link)