Nach langer Zeit, in der wir nichts von uns hören haben lassen, gibt es nun endlich wieder ein Update von unseren Reisen. Dieser Artikel hat ganze zwei Wochen gebraucht, bis er nun endlich mal fertiggestellt wurde. Dafür hauen wir euch auch eine Menge Text um die Ohren.
Nachdem uns Battambang nicht so recht überzeugen konnte und wir von dort noch schneller als geplant wieder aufgebrauchen sind, haben wir uns in Kampot dafür umso länger Zeit genommen, um die Stadt und die umliegende Landschaft kennen zu lernen. Ein Fazit vorweg: Die Gegend ist eine klare Empfehlung von uns für jeden, der Kambodscha besuchen möchte!
Anreise und Ankunft
Wie im letzten Beitrag erwähnt haben wir, statt unsere zweite Nacht im Hostel anzutreten, Battambang mit dem Nachtbus verlassen. Unsere Erwartung an die fast elfstündige Busreise war nicht besonders hoch und so waren wir um so erfreuter, als wir im Bus statt normalen Sitzreihen richtige Schlafkojen vorfanden. Wir haben versucht, die wirklich bequemen Liegeplätze fotografisch für die Nachwelt festzuhalten, auf Grund der absoluten Dunkelheit und dem damit verbundenen grellen Blitz unserer Kamera sieht jedes einzelne Bild aber leider aus wie eine visuelle Dokumentation eines Drogenselbsterfahrungstrips. Als wir die Ergebnisse selbst das erste Mal gesehen haben mussten wir dermaßen lachen, dass es in den Nachbarkabinen wahrscheinlich auch nach einem solchen klang. Deshalb gibt es also leider kein Bild dieses unglaublich bequemen und für mich lediglich etwas zu kurzen Schlafbusses. Ihr müsst uns stattdessen glauben, dass wir noch nie einen dermaßen erholsamen Schlaf in einem Bus hatten.
Die Verbindung Battambang - Kampot wird leider nicht direkt bedient. Um 6Uhr morgens mussten wir unser bequemes Quartier in der Hauptstadt Phnom Penh verlassen und umsteigen. So konnten wir einen kurzen Einblick in das wuselige Verkehrschaos erhaschen, das uns in Zukunft (nach unserem Aufenthalt in Kampot) noch erwarten würde. Fürs erste ging es jedoch erst einmal mit einem recht normalen Reisebus weiter, der uns ohne größere Abenteuer in 4 bis 5 Stunden nach Kampot brachte.
Dort angekommen haben wir unser Hostel dann entspannt zu Fuß erreichen können. Allgemein ist Kampot recht übersichtlich von der Größe her, was sicher zu einem nicht unerheblichen Teil mit zu seiner Sympathie beiträgt. Für unseren Aufenthalt haben wir uns das Monkey Republic Hostel ausgesucht, und da wir nur $8 für ein Doppelzimmer mit privatem Bad zahlen mussten (wohlgemerkt nicht pro Person, das ganze Zimmer kostet so wenig), haben wir uns diesmal etwas Luxus gegönnt und uns eine Auszeit von Hostelschlafsälen genommen. Wir mussten dafür zwar auf eine Klimaanlage verzichten; dank eines großen Deckenventilators waren die Temperaturen aber trotzdem gut aushaltbar. Den Rest des Tages haben wir entspannt mit einem Stadtspaziergang und der Planung für unsere bevorstehenden Tage verbracht, dann sind wir auch schon erschöpft ins Bett gefallen. Es lässt sich nicht abstreiten, dass Reisetage doch immer ein wenig anstrengender sind.
Pfefferplantage
Für die nächsten drei Tage haben wir uns ins volle Abenteuer gestürzt und uns einen Roller gemietet. Kostenpunkt für das Gefährt: $4 pro Tag und insgesamt über alle Tage verteilt ein Spritverbrauch von ebenfalls etwa $4, so dass wir drei Tage lang für insgesamt unter $20 vollkommen mobil und unabhängig waren und alles anschauen konnten, was wir wollten. Am ersten Tag sind wir nur etwa 10km weit zu einer Pfefferplantage gefahren. Die Anlage, die sich La Plantation nennt, baut in ökologischer Landwirtschaft Pfeffer an, für den die Region Kampot einst weltberühmt war. Vor der Bürgerkriegszeit, so sagt man, kam kein Pariser Restaurant, das etwas auf sich hielt, ohne Pfeffer aus Kampot aus. In den 70er Jahren kam der Export durch die Diktatur der Khmer Rouge zum Erliegen und auch die Pfefferplantagen entstehen erst nach und nach wieder in der Region. La Plantation selbst ist erst 2013 von einem europäischen (französischen?) Paar gegründet worden. Da Pfefferpflanzen erst einige Jahre wachsen müssen, bevor sie ihren vollen Etrag erzielen können, ist die Plantage damit gerade erst am Anfang ihrer Produktion und exportiert noch nicht. Wenn man an der Plantage ankommt, wird man direkt sehr freundlich empfangen. Ohne irgend eine Form von Anmeldung hat man die Möglichkeit, eine kurze Führung durch die Anlage zu bekommen und spannende Dinge zu lernen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass grüner, weißer und roter Pfeffer alle von der gleichen Pflanze stammen und lediglich durch unterschiedliche Erntezeitpunkte und Verarbeitungsschritte ihr unterschiedliches Aroma erhalten? Die Führung ist kostenlos, am Ende hat man die Möglichkeit zu einer freiwilligen Spende und zum Kauf des lokal produzierten Pfeffers, wovon wir dann auch gerne Gebrauch machten. Somit sind 100g Pfeffer unser bisher einziges Souvenir unser Reise, noch versuchen wir, das Gepäck leicht zu halten ;).
Auf dem Rückweg in die Stadt haben wir dann die Regenzeit in ihrer vollen Härte zu spüren bekommen. Ziemlich unvermittelt begann es heftig zu stürmen und der Wind wurde schnell so stark, dass wir mit dem Roller nicht mehr weiter fahren konnten sondern uns am Straßenrand unter einen Baum unterstellen mussten. Kurz darauf begann es dann auch zu schütten, als wolle das Wetter die gesamte Regenzeit an einem Tag durchbringen... zumindest kam es uns so vor. Für einen waschechten Südostasiaten war es vermutlich nicht mehr als ein kleiner Schauer. Wie wir da so am Straßenrand standen und uns immer tiefer ins Gebüsch drängten wurden wir von einer freundlichen Familie in ihren überdachten Hof gewunken, was wir dann auch recht schnell annahmen. Wie wir feststellen mussten sprach niemand auch nur ein einziges Wort englisch oder französisch, so dass wir uns eher schlecht mit Händen und Füßen versuchten zu verständigen. Nach einer kurzen Regenpause konnten wir aus unserem Roller immerhin ein Wörterbuch mit den wichtigsten Begrifflichkeiten in der Landessprache, sowie ein Ohne-Wörter-Buch (ein Buch, das eine Menge verschiedener Bilder zum darauf zeigen enthält - danke Mama!) hervorholen, mit denen wir versuchten, die Kommunikation voran zu bringen. Erfolg wollte sich nicht so recht einstellen, aber irgendwann fand unser älterer Gastgeber ein Wort das er kannte - Rum! Und so saßen wir plötzlich da und tranken Alkohol, vermutlich Rum, mit undefinierbaren eingelegten Früchten. Zur Verteidigung unseres Gastgebers: das Bild sieht sehr viel ekliger aus als es geschmeckt hat, es war sogar wirklich lecker. Da ich ja noch den Roller fortbewegen wollte, sobald der Regen endlich mal aufhören würde, habe ich nur höflich genippt und den Rest an Lisa abgetreten, die dafür eine entsprechend angeheiterte Fahrt auf dem Rücksitz hatte, als wir dann endlich wieder aufbrechen konnten. Alles in allem haben wir sicher fast eine Stunde lang unter diesem Abdach verbracht und uns verzweifelt um Konversation bemüht. Letztendlich haben wir die Zeit dann damit verbracht, dass wir uns gegenseitig aus dem Wörterbuch Zahlen vorgelesen haben.
Nach diesem ungeplanten Abstecher ins echte Leben haben wir uns im Hostel etwas Entspannung gegönnt und den Abend bei einem Pub Quiz im benachbarten Magic Sponge, einer Mischung aus Hostel, Bar, Café und Minigolfanlage, verbracht. Auch wenn es uns in unserem eigenen Hostel wirklich sehr gut gefallen hat, der Magic Sponge ist eine wahre Wunderwelt und sollte jedem empfohlen werden, der sich nach Kampot verirrt. Übrigens: Frühstücken kann man dort ebenfalls sehr gut, auch wenn wir davon leider kein Beweisfoto haben (wir sind keine guten Foodblogger :/ ).
Bokor Mountain
Am zweiten Tag unser Reise fühlten wir uns schon sicherer auf dem Roller und wagten uns etwas weiter hinaus. 'Bokor Mountain' stand auf dem Programm und damit eine Fahrt auf den höchsten Berg der Region, der innerhalb eines Nationalparks liegt und uns einen Aufstieg von etwas über 1000 Höhenmetern abverlangte. In Reiseführern wird dieser Berg damit beworben, dass die Franzosen während ihrer Kolonialzeit auf Grund des angenehmen Klimas dort ein Freizeitzentrum mit Hotel und Casino gebaut haben, deren Ruinen man sich anschauen können sollte. Oben angekommen sind wir vor allem auf einen beeindruckend riesigen Neubau eines Hotels gestoßen. Wirklich schön anzusehen war der aber nicht. Einige ältere Gebäude haben wir im weiteren Verlauf zwar auch noch gesehen, wirklich schön anzusehen war aber keins davon. Trotzdem war dies einer unser schönsten Tage in Kampot, da die Fahrt auf dem Roller uns wirklich tolle Landschaftsausblicke geboten hat. Mehr durch Zufall sind wir gegen Ende dann auch noch auf einen Wasserfall gestoßen, der vor allem von einheimischen Touristen besucht war. Unser Meinung sollten die Reiseführer sich lieber hierauf konzentrieren, der Anblick war wesentlich schöner als ein Haufen nichtssagender Hausruinen.
Mit dem Abstieg wollten wir uns nicht all zu viel Zeit lassen, da wir Sorge hatten, wieder von einem starken Regen überrascht zu werden. So waren wir schon gegen frühen Nachmittag wieder im Hostel, nur um festzustellen, dass es an diesem Tag gar nicht mehr regnen würde. So richtig verstanden haben wir den Monsun noch nicht...
Kep
Unser dritter und letzter Ausflug mit dem Roller führte uns ins etwa 30km entfernte Kep. Für den Vormittag hatten wir uns dort eine 8km lange Wanderroute durch einen Nationalpark ausgesucht. Die Strecke war auch tatsächlich sehr schön, führte uns durch tropische Bewaldung und bot immer wieder Blicke auf das umliegende Meer, tropischer Wald hat aber leider auch die Eigenschaft, noch einmal schwüler und stickiger zu sein als der Rest des sowieso schon sehr heißen Landes. So hatten wir schwer zu kämpfen und unsere Wasservorräte restlos aufgebraucht, als wir endlich das Ziel erreichten.
Zum Ausgleich haben wir danach bis zum Nachmittag am Strand entspannt und uns Abends im Krabbenessen versucht. Kep ist bekannt für seine frischen Meeresgerichte, deren Zutaten die Restaurants teilweise selbst in der wenige Meter entfernten Brandung fangen. Wie soll ich sagen: Wir sind froh, dass uns niemand bei unserem jämmerlichen Versuch, die Krabbe mit dem Nussknacker zu bearbeiten, beobachtet hat... Trotzdem war es sehr lecker, Gerichte werden hier häufig mit unmengen an frischem Pfeffer zubereitet (eben jenem, der hier in der Region wächst). Statt als Gewürz wird dieser hier eher als Gemüse verwendet, was aufgrund der Frische und weniger ausgeprägten Schärfe auch gut funktioniert. Ein interessanter und sehr ungewohnter Geschmack!
Haseninsel
Inspiriert von den Erzählungen unser (ehemaligen :( ) WG-Mitbewohnerin Frauke haben wir uns im Anschluss an unsere Tage in Kampot für zwei Tage auf eine kleine Insel vor Kep zurück gezogen. Hier wollten wir entspannt in Hängematten am Strand baumeln und bei Nacht leuchtendes Plankton im Meer beobachten. Der Plan fing soweit auch sehr gut an: In einem wirklich kleinen Fischerboot wurden wir auf die Insel übergesetzt und mussten als erstes über kleine Trampelpfade zur richtigen Seite der Insel laufen, auf der wir eine Unterkunft mieten wollten. Mit uns im Boot waren nur etwa 10 andere Personen, der Traum der einsamen Insel rückte also näher! Nach einigen Minuten Wanderung (der Wald auf der Insel ist nicht weniger stickig als der im Nationalpark) kamen wir auch tatsächlich zwischen einer Gruppe Bambusbungalows heraus und blickten auf Meer und Strand. Wir mieteten einen der Bungalows (wiedereinmal für läppische $8 pro Nacht) und ein finnisches Pärchen, das mit dem gleichen Fischerboot ankam, wurde zu unseren Nachbarn. Die anderen Mitreisenden liefen weiter und soweit wir das ausmachen konnten waren die Nachbarbungalows unbelegt.
Am ersten Nachmittag erkundeten wir den Strand. Von den Bungalowgruppen, zu denen jeweils auch ein Wohnhaus einer Familie gehörte, die Essen zubereitete und Getränke verkaufte, gab es etwa eine Handvoll, ansonsten bestand der Strand aus zahlreichen Hängematten, die teilweise überdacht, teilweise zwischen Palmen, dazu einluden, die Zeit einfach zu genießen, was wir dann auch taten. Um 16Uhr fährt das letzte Boot des Tages zurück ans Festland und außer dem finnischen Pärchen machten sich alle unser Mitreisenden mit diesem auf den Rückweg. Auch von anderen Urlaubern, die bereits zu einer früheren Uhrzeit angekommen waren, konnten wir niemaden mehr erblicken. Falls sich niemand in einem der Bungalows verkrochen hat sind wir uns ziemlich sicher, dass wir mit den beiden Finnen an diesem Abend die einzigen Touristen auf der Insel waren. Nebensaison ist manchmal etwas richtig schönes! Gegen Abend kauften wir bei unseren Bungalowvermietern ein, wie wir fanden, ziemlich leckeres Abendessen und tranken mit den Finnen dann noch einige Cocktails, bis es dunkel geworden war. Dann entschlossen wir uns, nach dem Plankton Ausschau zu halten.
Da das Meer vor unserem Strandabschnitt sehr lange flach bleibt konnten wir sehr weit hinaus waten und so das Restlicht der Strandhütten weitestgehend hinter uns lassen. Das Plankton leuchtet nicht etwa dauerhaft, sondern reagiert auf Berührung. Als sich unsere Augen ein wenig besser an die Dunkelheit gewöhnt hatten konnten wir es tatsächlich rings um uns herum ausmachen. Wo immer wir durchs Wasser schwammen, schienen tausende kleine Glitzerflocken aufzuleuchten, die aber sofort wieder verschwanden. Wenn man es noch nie selbst gesehen hat, kann man es vielleicht am ehesten mit den Alkoholflaschen vergleichen, denen für die Optik Blattgold beigemengt wurde. Ein etwas eigenartiger Vergleich, aber das beste wie wir euch erklären können, was wir gesehen haben. Auf Fotos lässt sich das sehr subtile Leuchten nämlich leider eher schlecht festhalten.
Nach diesem sehr schönen Tag auf der Insel hatten wir eigentlich vor, am nächsten Tag eine Umrundung zu Fuß zu wagen. Angeblich soll dies in gut 3 Stunden möglich sein. Irgendwie habe ich es allerdings geschafft, mir eine Lebensmittelvergiftung einzufangen. Vermutlich war das leckere Essen am Abend doch nicht ganz so gut. Während Lisa verschont blieb und mich so gut es geht durch den Tag brachte, konnte ich nicht viel mehr tun als in der Hängematte liegen und so viel Zeit wie möglich mit Schlafen verbringen. Immerhin gibt es schlechtere Momente, um krank zu werden als eine einsame Insel, auf der man sowieso nur faulenzen kann.
Unser Boot zurück ans Festland stand dann einen Tag später nachmittags an. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir zum Glück schon wieder erheblich besser, sonst hätte ich die Überfahrt sicher nicht überlebt. Während unsere Hinfahrt vergleichbar war mit einem gemütlichen Bootsausflug auf windstiller See war das Meer auf dem Rückweg um so aufgewühlter. Der Wind wirkte gar nicht mal sehr stark, das kleine Bötchen schaukelte in den Wellen aber unglaublich stark auf und ab. Zu Beginn unser Fahrt, als wir noch im geschützten Wasser der Anlegebucht waren hatten wir uns noch gefreut, dass es nicht regnete und wir trocken bleiben würden, sobald wir aber auf der offenen See waren spritzten die entgegenkommenden Wellen dermaßen stark ins Boot, dass wir bei unser Ankunft aussahen wie geduscht. Da unsere Wertsachen und Elektronik einigermaßen heil und trocken überlebt haben und das Wetter warm genug war, um danach nicht zu frieren, können wir es rückblickend mit Humor nehmen und freuen uns über die kostenlose Wildwasserfahrt. Besser als jeder Freizeitpark!
Zurück an Land haben wir wieder in unserem ursprünglichen Hostel in Kampot eingecheckt, in dem wir während des Inselausflugs netterweise auch unsere großen Rucksäcke zwischenlagern konnten. Wir verlängerten unseren Aufenthalt spontan um eine weitere Nacht, um mich noch etwas auszukurieren und unsere meerwassergebadete Kleidung zu waschen. Am 11. Juni machten wir uns dann schließlich auf den Weg nach Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha und unserem letzten Stop in diesem wirklich interessanten Land. Das ist allerdings eine andere Geschichte. Eine, auf die ihr hoffentlich nicht so lang warten müsst, wie dieses Mal.:)