Das Mekong-Delta und die Tunnel von Cu Chi

Ausflüge durch den Süden Vietnams

Geschrieben von Lisa am Di 12 Juli 2016

Stichworte: Vietnam, Can Tho, Cu Chi, Ausflug, Reise,

Da wir visumsbedingt nur 15 Tage in Vietnam bleiben durften, mussten wir uns Möglichkeiten suchen, um trotzdem einiges von diesem interessanten und vielseitigen Land sehen zu können. Nachdem wir entschieden hatten, dass wir das Mekong Delta und seine schwimmenden Märkte unbedingt erleben wollen, stellten wir auch schnell fest, dass ein selbstorganisierter Ausflug nicht nur teuer werden, sondern auch viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Deshalb haben wir uns einer durch unser Hostel angebotenen Tour angeschlossen, die uns für 2 Tage in verschiedene Orte des Mekong Deltas brachte.

Sehr früh am morgen wurden wir von einer Mitarbeiterin der Reisegruppe abgeholt und zum Bus gebracht. Als wir sahen, dass sie zu Fuß kam, waren wir erst Recht froh, dass wir uns einen kleinen Ausflugsrucksack gepackt hatten und unsere großen Rucksäcke für die zwei Tage im Hostel stehen lassen konnten. Zu dem Zeitpunkt wussten wir allerdings auch noch nicht, dass es sich auf den geparkten Rucksäcken zwei Kakerlaken bequem machen würden, die wir leider nicht bemerkten und die Phil dann beim Aufsetzen seines Rucksacks auf den Kopf und den Rücken fallen würden… ein sehr fieses Erlebnis! Gerettet wurden wir übrigens von einer mutigen Mitarbeiterin des Hostels, die die beiden Kakerlaken mit vollem Einsatz mit einem Besen erschlagen hat.

Wie auch immer, nach 3 Stunden Busfahrt in einem sehr engen Bus kamen wir an unserem ersten Stopp an, dem schwimmenden Markt von Vinh Long. Dieser war nicht sehr beeindruckend, was aber vermutlich daran lag, dass wir zu spät dort waren. Das Hauptgeschehen spielt sich am frühen Morgen ab und gegen Mittag ist das ganze Spektakel eigentlich auch wieder vorbei. Um daran teilhaben zu können, muss man sich zuerst selbst auf einem Boot befinden und dann im Idealfall Großeinkäufer sein und vorhaben, die Einkäufe am eigenen Marktstand selbst weiterzuverkaufen. Unsere Reisegruppe, die hauptsächlich aus vietnamesischen Touristen bestand, schaffte es trotzdem, tütenweise Obst und Gemüse von den vorbeifahrenden Marktbooten zu erstehen. Dafür fährt das eigene Boot ganz nah zum Marktboot und jemand muss die Boote per Festhalten daran hindern, dass sie wieder auseinander driften.

Neben dem schwimmenden Markt am ersten Tag und einem sehr viel schöneren und größeren Markt am zweiten Tag enthielt unsere Tour das Besuchen von "traditionellen Handwerksdörfern", was eine höfliche Beschreibung für das ist, was ich mir unter einer Kaffeefahrt vorstelle. Man betritt einen Hinterhof oder ein Café, wo sehr kurz demonstriert wird, wie die jeweiligen Produkte gefertigt werden und dann soll man alles fleißig einkaufen. Mit traditionellem Dorf hat das nichts zu tun. Es ist zwar völlig okay, an diesen Ständen nichts zu kaufen, aber nach dem dritten "traditionellen Dorf" wünscht man sich, dass die Veranstalter ehrlich genug wären, es als Shoppingmöglichkeit zu bezeichnen. Gelohnt hat sich die Tour trotzdem. Wir haben ein sehr gutes und vielseitiges Mittagessen bekommen und zwischendurch frisches exotisches Obst. Außerdem sind wir viel Boot gefahren und hatten ein wenig Freizeit auf einer kleineren Insel, wo wir Fahrräder nehmen und die Insel erkunden konnten.

Für die Übernachtung bestanden zwei Möglichkeiten: entweder ein Hotelzimmer in der Innenstadt von Can Tho, der größten Stadt im Mekong Delta, oder ein sogenannter Homestay, bei dem man außerhalb der Stadt bei einer vietnamesischen Familie untergebracht wird und am Abend mit der Familie kocht. Da beide Optionen das Gleiche kosteten, haben wir uns für den Homestay entschieden, was unserer Meinung nach witziger und erlebnisreicher klang. Ich sage es an dieser Stelle direkt: Wir sind insgesamt super froh dass wir uns so entschieden haben, da wir einen sehr witzigen Abend hatten. Aus unserer Reisegruppe waren wir aber die einzigen, die nicht im Hotel schliefen, sodass wir ein bisschen Sorge hatten, ob es da wohl einen Grund für gab. Außerdem hatten wir vorher gar nicht darüber nachgedacht, ob die Familie wohl Englisch sprach und wir überhaupt irgendwie kommunizieren könnten. Angekommen bei der Familie stellten wir aber fest, dass wir ein eigenes von bestimmt 20 verschiedenen Bungalows bekamen und gar nicht bei der Familie im Haus schliefen. Da es sich um einen so großen Betrieb handelte, sprach der Besitzer auch sehr gutes Englisch und ist sogar selbst schon für einige Zeit in den USA gewesen. Unser Bungalow war eine sehr saubere, offene Bambushütte mit einem großen Bett inklusive Moskitonetz, Ventilator und eigenem Bad. Außerdem gab es im Gegensatz zu unserer Hütte auf der Haseninsel dauerhaft Licht und Strom ;) Vor dem Abendessen wollten wir uns ein wenig ausruhen und haben, um keine Mücken anzuziehen, anstatt des großen Deckenlichts die weniger helle Rotlichtlampe benutzt. Das hielten wir solange für eine gute Idee, bis wir plötzlich lautes Quieken hörten und sahen, dass sich durch das offene Dach ein Bündel streitender Ratten in das ihrer Meinung nach leere Bungalow rollte. Wir haben uns natürlich total erschreckt und, noch im Halbschlaf, selbst angefangen zu quieken, wodurch uns die Ratten bemerkten und sich noch mehr erschreckten, als wir zuvor. Also saßen Phil und ich panisch auf dem Bett, während die Ratten panisch versucht haben wieder abzuhauen, ohne dass wir sie vorher aufessen. Nach einigem hin und her, Verstecken im Bad und einem gescheiterten Fluchtversuch direkt neben unserem Bett her, waren endlich alle Ratten draußen, woraufhin wir beschlossen dass wir das Moskitonetz runterlassen und den Rest des Abends volle Belichtung anlassen. Lieber ein paar Moskitos außerhalb des Netzes als Ratten neben dem Kopf.

Bis wir zum Abendessen gingen, dachten wir noch, dass wir und die Ratten in dieser Nacht wieder einmal die einzigen Gäste wären, aber dann tauchten auf der Terrasse noch eine Gruppe von drei Spanierinnen und einer Deutschen, sowie ein deutsch-indisches Pärchen auf, mit denen wir dann zusammen Frühlingsrollen gerollt und ein sehr gutes vietnamesisches Abendessen gegessen haben. Begleitet von einigen Dosen Bier hatten wir einen tollen Abend und konnten den Rattenschock einigermaßen gut verdrängen ;).

Wie bereits beschrieben wurden wir am nächsten Tag ganz früh zum größten schwimmenden Markt des Mekong Deltas gebracht, von wo aus es per Boot gegen späten Mittag zurück nach Can Tho und anschließend per Bus zurück nach Ho-Chi-Minh-City ging, wo sich der oben beschriebene Kakerlaken-Vorfall ereignete.

Cu Chi Tunnel

Bereits am nächsten Tag sind wir mit dem Bus nach Cu Chi gefahren. Nur der Name dieses Ortes dürfte den Meisten nicht sonderlich bekannt vorkommen, vom dort existierenden Tunnelsystem könnte man aber durchaus schon einmal gehört haben. Es handelt sich um ein komplexes System aus winzig kleinen und sehr engen Tunneln, die während des Vietnamkriegs von den Vietkong angelegt wurden, um von den Amerikanern unentdeckt bleiben zu können und die wahrscheinlich einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Kriegs hatten. Dass die Tunnel nicht gefunden wurden, hat verschiedene Gründe: die extrem gut getarnten Eingänge befanden sich tief im dichtbewachsenen Regenwald und wurden mit Chilis geschützt, welche die eingesetzten Spürhunde erfolgreich abschreckten; außerdem wurden die ausgeklügeltesten Fallen entwickelt, um fremde Soldaten aufzuhalten.

All dies konnte man teilweise im Original und teilweise als Nachbildung im Tunnelmuseum besichtigen, außerdem konnte man selbst versuchen, einen der kleinen Tunnel zu betreten und bis zu 100m darin zurücklegen. Es wurde sich sehr viel Mühe gegeben, das Gezeigte interessant aufzubereiten, sodass sich ein Besuch hier definitiv lohnt. Das Einzige, bei dem ich immernoch nicht weiß was ich davon halten soll, war die an das Museum angeschlossene "shooting range", auf der man mit den gängigsten Waffen mal ausprobieren kann, wie es ist auf unbewegte Ziele zu schießen.

Zurück in Ho-Chi-Minh-City ging es dann auch ziemlich bald los zu unserem nächsten Stop- Da Lat! Von Canyoning, Blumenparks und dem besten Hostel aller Zeiten lest ihr im nächsten Beitrag :)